Der Wochenrückblick: Spurwechsel, Männerfang – und wie macht man eigentlich eine Marke?
Alles fließt. Eigentlich eine gute Sache. Man trifft Menschen, hört Meinungen und sieht Orte, die einen nicht mehr loslassen und dazu bringen, den eigenen Weg noch einmal neu auszurichten. Es muss nicht immer gleich ein 180-Grad-Wendemanöver sein. Manchmal genügt schon ein kleiner Spurwechsel und auf einmal fügen sich die Dinge zusammen und alles fühlt sich richtig an. Bis wieder neue Menschen kommen, neue Orte…und so weiter. Was nicht heißt, dass wir auf jede Meinung etwas geben oder jedem Trend hinterherlaufen. Vielmehr geht es darum, mit dem, was wir anbieten, beweglich zu bleiben, uns nicht an Ideen zu klammern, die wir selbst vielleicht bombastisch finden, aber die für diejenigen, für die wir den juggleHUB machen, uninteressant und bedeutungslos sind. Oder wie die Marketingtante in uns sagen würde: Ein Konzept zu fahren, das an der Zielgruppe vorbeigeht.
Diese Woche haben wir also die Spur gewechselt. Von „Moms only“ to „Daddys welcome“ quasi. Unsere ursprüngliche Idee, ein Coworking Space und Netzwerk ausschließlich für Frauen aufzubauen, ist Geschichte. Sattdessen wird es im juggleHUB ein Coworking Space für Mütter und Väter geben, die sich trotz Kind eigenen Projekten widmen möchten oder ihrer Arbeit auch während der Elternzeit nachgehen wollen oder müssen. Es wird Netzwerk-Veranstaltungen für Mütter geben, aber auch Workshopangebote für Frauen UND Männer mit Kind. Statt eines reinen Frauennetzwerks wird es das juggleHUB-Netzwerk geben, in dem Mütter und Väter mit vielfältigen Erfahrungen und aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammenkommen, sich inspirieren und unterstützen, zusammen arbeiten und neue gemeinsame Projekte starten.
Warum haben wir diese Entscheidung getroffen?
Die Entscheidung fiel nicht von jetzt auf gleich, sondern hat sich in den letzten Wochen schleichend angebahnt. Eigentlich waren wir sehr zufrieden mit unserem Konzept, das sich ausschließlich an Frauen richtete. Nicht, weil wir Männer nicht mögen oder gezielt ausschließen wollten, sondern weil es für uns angesichts der Lebenssituationen vieler Frauen und Mütter einfach Sinn machte. Denn auch wenn sich immer mehr Väter in der Kindererziehung engagieren, nehmen die Frauen nach wie vor den Großteil der Elternzeit und sind auch danach stärker in die Familienarbeit eingebunden als ihre Partner. Unser Konzept orientierte sich also stark am Ist-Zustand. Einem, mit dem wir selbst nicht zufrieden sind – und viele andere Mütter und Väter auch nicht.
Das war dann auch der entscheidende Punkt für unseren Spurwechsel. Wir möchten einerseits ein Angebot für Mütter schaffen, die aufgrund oben genannter Gegebenheiten keine Möglichkeit haben, etwas für sich und ihre berufliche Weiterentwicklung zu tun. Gleichzeitig möchten wir aber auch Väter unterstützen, die sich stärker in die Familienarbeit einbringen wollen. Die nicht nur zwei Monate Elternzeit nehmen möchten, sondern vielleicht sechs oder acht oder 12. Die sich aber bisher nicht getraut haben, dies gegenüber ihrem Arbeitgeber auch einzufordern. Dass Letzteres oft der Fall ist, hat eine kürzlich erschienene Studie der Commerzbank erneut gezeigt.
Indem wir juggleHUB für Frauen und Männer öffnen, verändern wir auch die Botschaft, die wir mit unserem Konzept ja unterschwellig immer mitsenden: Weg von der Akzeptanz der Situation, wie sie ist, hin zur Veränderung der klassischen Rollenverteilung, zu einem Miteinander von Müttern und Vätern und zu echter Wahlfreiheit innerhalb der Familien bei der Entscheidung darüber, wie die Partner sich Familien- und Erwerbsarbeit aufteilen.
Wir feuen uns darauf, den neuen Weg weiterzugehen (ehrlich gesagt sogar um einiges mehr, als es beim ursprünglichen Konzept der Fall war) und auf viele spannende Menschen, Meinungen und Orte, die uns weiterhin in Bewegung halten.
Was haben wir diese Woche noch gelernt?
Sich inhaltlich neu aufzustellen, zwei Tage nachdem alle Texte für die neue Webseite – auf Deutsch und Englisch – fertig waren, kann die Vorfreude auf das neue Konzept empfindlich dämpfen.
Es gibt Leute, die kommen durch die Tür, sprechen zwei Sätze, und man fühlt sich direkt, als würde man eine gute Freundin treffen, die man seit zehn Jahren kennt und die einen ohne viele Worte versteht. So geschehen diese Woche beim Treffen mit der wunderbaren Andrea, die uns beim Corporate Design unterstützt.
Im Zusammenhang damit: Eine Marke ist nicht einfach etwas, das mit einem coolen Namen, einem schicken Logo und einem Anstrich mit der Lieblingsfarbe fertig ist. Es geht darum, sich selbst und das, wofür man steht, darin wiederzufinden. Daran arbeiten wir gerade.
Zum Schluss noch ein Suchbild für euch, liebe LeserInnen – findet ihr den Unterschied?