Gelassen und agil dank Kindern – Lesung im juggleHUB mit Lilian Güntsche-Hilgendag

Liebe Lilian, als Du mir vor Kurzem geschrieben hast um mir dein Buch „Gelassen und agil
dank Kindern“ vorzustellen, hat mich dieser Titel sofort positiv angesprochen. Viel zu oft
wird darüber gesprochen, dass Eltern „trotz“ Kindern etwas machen oder schaffen können.
Vor allem in der Arbeitswelt sind Kinder nach wie vor etwas, was man verschweigt,
wegorganisiert oder was einem einen Nachteil verschafft. Du hast, wie auch wir hier beim
juggleHUB, erkannt dass man „dank“ Kindern sehr viele positive Eigenschaften entwickeln
kann – Flexibilität, Agilität, Problemlösungskompetenz, Kreativität…um nur einige zu nennen.
Das ist so ein wertvoller Beitrag und kann sicherlich vielen Eltern und der Gesellschaft im
Allgemeinen eine positive Sichtweise auf Elternschaft offenbaren. Aber lass uns gerne mal
etwas mehr über die Thesen in deinem Buch erfahren!

 

Eine Deiner Thesen im Buch „Gelassen und agil dank Kindern“ ist, dass wir „DANK“ Kindern achtsamer werden können. Wie meinst Du das? Was kann man von Kindern über Achtsamkeit und Agilität lernen?


Ich glaube, dass wir „dank“ Kindern lernen können, gelassener, achtsamer und agiler zu
werden, indem sie uns triggern und unsere Pläne manchmal „über Bord werfen“ und uns die
Welt stattdessen aus ihren Kinderaugen zeigen. Sie nehmen die Welt viel bewusster wahr
mit allen Details, Farben und Facetten, urteilsfreier und ungefilterter und voller
Möglichkeiten. Es ist ein wunderschönes Geschenk, das wir als Eltern erhalten, eine
einmalige Chance unser Leben noch einmal zu erleben – aus Kinderaugen.
Ich denke, Kinder sind die besten Achtsamkeitstrainer:innen – wenn wir sie lassen und wenn
wir uns auch darauf einlassen!


Kinder erinnern uns daran auch mal wieder stehen zu bleiben und den Moment zu genießen,
statt ständig Aufgaben hinterherzujagen auf der nie endenden To-Do-Liste. Sie erinnern uns
an das JETZT, den gegenwärtigen Moment und an das Sein, statt nur an das Tun. Genau
darum geht es in der Achtsamkeit.


Diese bewusstere Lebenshaltung ist sehr wohltuend und kann viel Energie, Lebendigkeit und
Freude freisetzen, wenn wir es zulassen und uns ab und zu mal in die Welt aus Kinderaugen
entführen lassen und auch mal im „Being-Modus“ unterwegs sind.
Wir sind schließlich keine Human-Doings, sondern Human-Beings!

 

Wie kann man das auch in seinem beruflichen Alltag anwenden oder mit einfließen lassen?


Die Transformation ins Elternleben kann eine große Herausforderung sein, die aus meiner
Sicht Achtsamkeit, Anpassungsfähigkeit und auch Resilienz erfordert. Das sind wertvolle
Skills, die uns nicht nur im Familienalltag, sondern auch im Beruf sehr weiterhelfen können.
Warum? Wir leben in einer Zeit der konstanten Beschleunigung und ständigen Ablenkung.
Viele Menschen sind davon überfordert, schalten nie ab und sind chronisch gestresst. Die
mentale Gesundheit zu stärken ist ein wichtiges Thema geworden in unserer Gesellschaft,
das haben zum Glück auch große Unternehmen mittlerweile erkannt. Insbesondere seit der

Pandemie sind die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben stark verschwommen, die
Abgrenzung fällt vielen Menschen zunehmend schwerer. Hier ist Achtsamkeit gefragt.
In meinen MINDFUL AGILITY® Trainings vermittle ich daher Wege, wie wir achtsamer
arbeiten und resilienter werden können. Gleichzeitig geht es aber auch darum
anpassungsfähig zu bleiben und eine Selbstwirksamkeit in dem zu entwickeln, was wir tun;
hier kommt agiles Arbeiten ins Spiel.


Es gibt kein Universalrezept, das für alle funktioniert, denn jeder Mensch und auch jedes
Team ist anders. Es geht auch nicht darum die Technologie zu verteufeln, sondern eben
einen bewussteren Umgang mit ihr zu etablieren. Wir dürfen lernen Grenzen zu setzen –
räumlich, zeitlich als auch situativ. Ich nenne diese Reise auch den Weg von „Always-On“ zu
„Always-Omm“. Auf der Überholspur sein, aber eben gleichzeitig eine gewisse Gelassenheit
und innere Ruhe zu behalten. Auch hier hilft die Achtsamkeitspraxis.


Achtsamkeit ist übrigens weit mehr als „nur“ Meditation und Yoga. Es gibt 7 achtsame
Grundhaltungen, die wir sehr gut auf das Privat- als auch auf das Berufsleben anwenden
können. Sie können uns in allen Lebensbereichen unterstützen. In meinem Buch habe ich
diese auf den Familienalltag angewendet, um Achtsamkeit und mentale Gesundheit für
Eltern zu fördern. Eine regelmäßige Praxis dessen kann zu vielen positiven gesundheitlichen
Veränderungen führen, gerade im Umgang mit Stress.


Als Star Wars Fan, vergleiche ich die Achtsamkeitspraxis gerne mit einer Jedi-Superkraft! Auf
einmal hörst Du mehr, fühlst mehr, siehst mehr, nimmst neue Gerüche wahr und schmeckst
intensiver. Das schenkt viel Lebensqualität.


Ein erster Schritt zu mehr Achtsamkeit kann sein, immer wieder kleine bewusste Pausen in
den Alltag zu integrieren. In meinem „Marienkäfermomente®- Podcast“ teile ich zum
Beispiel die 3-Minuten Atempause, aus dem Mindful Parenting Ansatz, die sich dafür schön
eignet. Wir brauchen nicht immer viel Zeit, manchmal reichen schon ein paar Minuten, um
einmal durchzuatmen und uns neu auszurichten. Das tut nicht nur gut, sondern steigert auch
die Produktivität.

 

In Deinem Buch gehst Du stärker darauf ein, dass junge Eltern eine riesige Transformation durchleben, wenn der Nachwuchs auf die Welt kommt und dass Praktiken aus dem Veränderungsmanagement hilfreich sein können. Erzähl doch mal wie Du das meinst und was sind deine Tipps, um mit dieser Veränderung umzugehen?


Wenn ein Kind geboren wird, werden wir auch als Eltern neu geboren. Auf einmal haben wir
eine neue Aufgabe, eine neue Rolle und Verantwortung, die alles verändert. Und diese
Veränderung hört nie wirklich auf, denn Kinder zu haben, bedeutet Veränderung non-stop!
Auch wenn ein Kind natürlich kein „Change-Projekt“ ist, so ist es dennoch hilfreich
Grundgedanken aus dem Veränderungsmanagement und Werte aus dem agilen Arbeiten zu
kennen und damit zu praktizieren, um insgesamt anpassbarer zu werden.

In agilen Projekten mit Teams arbeite ich zum Beispiel mit den folgenden 5 Werten: Mut,
Fokus, Respekt, Hingabe und Offenheit. Diese Werte durch tägliche Routinen zu kultivieren
kann uns dabei unterstützen Veränderungen besser zu meistern. Und bei einigen von ihnen
können uns Kinder tatsächlich eine große Hilfe sein, denn sie schaffen es immer wieder
„Knöpfe zu drücken“, die Veränderungsprozesse anstoßen können oder uns zu etwas Neuem
ermutigen.


Kinder sind oft viel mutiger und kreativer als Erwachsene, da sie nicht so viel urteilen und
hinterfragen, sondern mehr ausprobieren. Das tun wir im agilen Arbeiten ebenfalls. Wir
probieren etwas für eine gewisse Zeit aus, z.B. für eine Iteration, auch „Sprint“ genannt.
Dann betrachten wir die Ergebnisse und schauen, was gut und was weniger gut funktioniert
hat und lernen daraus. Im nächsten Sprint probieren wir ggf. etwas Neues, um zu besseren
oder auch anderen Ergebnissen zu gelangen. Dieses Vorgehen nennt man „Test, learn and
adapt“ und es wird auch von vielen Start-Ups im Silicon Valley angewendet, um an
Innovationen zu arbeiten.


Gerade in unsicheren Zeiten und in Zeiten von Veränderungen, ist das ein
erfolgsversprechender Weg, um in kleinen Schritten voran zu kommen. Dies impliziert
natürlich auch, dass wir uns selbst erlauben uns entwickeln zu dürfen und nicht in allem
bereits perfekt sein müssen. Eine Haltung, die wie ich finde, gerade als berufstätige Eltern,
sehr befreiend sein kann. Spielerischer nähern wir uns damit ständigen Veränderungen,
verproben Dinge, indem wir ins Tun kommen, statt nur im Kopf bleiben. Mit jeder Iteration
lernen wir etwas dazu, probieren wieder etwas Neues aus und werden Schritt für Schritt
mutiger. Vielleicht entwickeln wir sogar eine kindliche Freude auf der Reise der
Veränderungen und entdecken Lösungswege, die wir zu Beginn gar nicht vermutet hätten.
Unsere Kinder können uns auch hier ein gutes Vorbild sein, einfach mal etwas Neues zu
probieren!

 

Vielen Dank, liebe Lilian, für die Einblicke in deine Gedanken und dein Buch. Wer noch mehr dazu erfahren möchte, hat am 27.06. um 19 Uhr die Gelegenheit, denn da wirst Du in unserem Outpost in der Christburger Str. 48 eine Buchlesung mit Impulsen und Übungen für mehr Gelassenheit im beruflichen Familienalltag geben.

Die Anmeldung ist kostenlos, einfach hier (Link: https://jugglehub.cobot.me/events) entlang.
Und für alle die an diesem Abend dabei sind, gibt es exklusive Rabatte auf die im September
startende Mindful Agile Parenting Workshopserie im juggleHUB!


Wir freuen uns auf einen netten Abend, natürlich mit Snacks und kühlen Getränken!

Mehr zum Buch: http://marienkaefermomente.jetzt/
Mehr zu Lilian: https://lilianguentsche.com/

Community Podcast: A coffee with…Heiko Kienbaum, Gründer von kirchenfeedback.de

Heiko kam mit Beginn der Corona-Krise durch die juggleHUB-Tür und hat unsere Community seitdem spürbar mit seiner Offenheit und seinem stets positiven Spirit bereichert. Seine Biografie liest sich wie ein Drehbuch zu einem Film – nur rückwärts. Vom Vermögensmillionär in die Wohnungslosigkeit, übers Psychologiestudium zum Start-up-Gründer.
 

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Community Podcast: A coffee with…Kristin & Margaux

Erst war es der Kaffee, der sie in den juggleHUB führte, dann die Kinderbetreuung. Heute kommen Kristin und Margaux meist ohne Kind in den HUB, um Online-Workshops in Räumen außerhalb des eigenen Schlafzimmers zu geben, um fokussiert zu arbeiten und natürlich um ihren Lieblingskaffee zu trinken, umgeben von vertrauten und immer wieder neuen Gesichtern.

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ParentPreneurs

Im Business-Netzwerk über Kinder reden? – Bloß nicht! (Oder doch?)

Wir alle sind nicht frei von stereotypen Denkmustern. Das wurde mir erst kürzlich wieder bewusst. Ich hatte einen Social Media Post vorbereitet, mit dem ich noch einmal auf unser Coworking-Angebot in Kombination mit flexibler Kinderbetreuung im November hinweisen wollte. Der Post war für unsere erweiterte Community bestimmt, also Gründer*innen-Netzwerke, verschiedene Expat-Communities und Facebook-Gruppen, in denen sich viele berufstätige Eltern tummeln.

Die Posts in den Expat- und Familien-Gruppen waren schnell raus – doch bei den Business-Netzwerken kam ich ins Stocken. Ich spürte eine innere Barriere: War es angemessen, einen Post, der in erster Linie unsere Kinderbetreuung thematisierte, in einem Business-Netzwerk zu posten?

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Keine Kita Berlin

Keine Kita: Lisa im Interview – Jugendamt Friedrichshain zahlt meine Kinderbetreuung im HUB – so geht’s.

Seit Sommer diesen Jahres übernehmen die Jugendämter in Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg/Pankow die Kosten für selbst organisierte Kinderbetreuung wie die im juggleHUB. Lisa erklärt im Interview, welche Schritte notwendig waren, um ihre Kosten erstattet zu bekommen.

Lisa Hübner ist Freelancerin und berät seit über zehn Jahren Unternehmen aus der Travel-Branche im Bereich Marketing und PR. Nach London und New York ging es nach Berlin. Seit einem halben Jahr ist sie mir ihrer Tochter Community-Mitglied im juggleHUB. https://www.lhubnerconsulting.com/

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Nele Lenz Babbel

Unternehmen im juggleHUB: Nele Lenz, Head of PR bei Babbel, im Interview

Seit Januar nutzen Mitarbeiter*innen von Babbel unser Angebot „Coworking mit Kinderbetreuung“, finanziert vom Unternehmen und unterstützt durch Führungskräfte und Kolleg*innen. Im Interview gibt uns Nele Lenz, Head of PR bei Babbel und Nutzerin eines Arbeitsplatzes mit Kinderbetreuung im juggleHUB, Einblick in die Unternehmenskultur und in ihren Alltag zwischen Familie und leitender Position bei Babbel.

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