Der Wochenrückblick: juggleHUB sucht ein Zuhause
Ich wage zu behaupten, dass 95 Prozent der Leute, die in Berlin wohnen, eine Hassliebe für die Stadt empfinden. An manchen Tagen schwebt man wie auf Wolken durch die Straßen, deren Hundedreck und Endlos-Staus einem zwei Tage vorher noch die Luft zum Atmen geraubt haben.
Bei uns war die vergangene Woche definitiv eine Woche der Liebe. Einer Liebe, die im Moment vielleicht noch unerfüllt bleiben wird, aber die dennoch beflügelt.
Los ging es am Montag, als wir uns zum ersten Mal potentielle Räume fürs juggleHUB angesehen haben. In Lichtenberg. Und obwohl nur zehn Fahrradminuten vom Samariterkiez in Friedrichshain entfernt, fühlte sich die Umgebung doch sehr nach Lichtenberg an. Das lag vor allem an den vielen Hochhäusern rings um das zu besichtigende Objekt. Dieses wiederum war sehr hübsch. Ein altes Fabrikgebäude. Wir haben uns das Dachgeschoss angesehen, das sich momentan im Umbau befindet. Hohe Decken, schwere Eisentüren, noch schwerere Eisenpfeiler – nicht der schlechteste Auftakt für unsere Immobiliensuche.
So richtig verliebt haben wir uns aber in die Räume im Erdgeschoss, die derzeit noch von anderen Mietern genutzt werden. Wir kamen rein und hatten sofort ein juggleHUB-Szenario vor Augen: das Klimpern von Laptop-Tastaturen in der Luft statt klackernder Schuhe auf dem Holzfußboden des großen Tanzsaals, nebenan Silvia beim Einchecken neuer Coworkerinnen im Café- und Eingangsbereich. Gemurmel dringt aus dem Seminarraum, der durch eine Schiebetür vom Coworking- und Empfangsbereich abgetrennt ist. Die Tür zum kleinen Meeting-Raum gegenüber steht offen: die Besprechung ist gerade zu Ende. Einmal durch den Flur geht’s ins Reich der Kinder. Zwei Räume für die Kleinen zum Spielen und Entspannen. Weit genug weg von der „Welt der Erwachsenen“, aber immer noch dicht genug, falls Mama doch mal gebraucht wird. In der Küche mit dem schönen freiliegenden Mauerwerk stapeln sich Kaffee und Tee, Bücher, Zeitschriften und Energielieferanten für unsere Coworkerinnen und ihre Kinder in den Regalen, die bis unter die hohen Decken ragen. Von hier geht es auch in den kleinen Außenbereich, wo bei schönem Wetter gechillt, gestillt, geplant und genetzwerkt werden kann.
Der Sound der vorbeifahrenden Tram riss uns schließlich aus unseren Tagträumen. Das einzig hier verkehrende Mittel des öffentlichen Nahverkehrs. Bis zur nächsten S- und U-Bahn sind es vier Stationen. Reicht uns das? Wir straucheln. Wie weit sind Frauen mit Kind bereit zu fahren und zu laufen? Wie oft nehmen sie in Kauf umzusteigen, womöglich mit schwerem Kinderwagen, Laptop und Ordnern im Schlepptau? Und wie wichtig ist die Umgebung? Eventuell wollen die Nutzerinnen des jugggleHUB unsere Adresse als Geschäftsadresse nutzen oder hier Kunden empfangen. Und auch TrainerInnen und Coaches legen sicher Wert auf ein ansprechendes Umfeld, wenn sie bei uns Seminare und Workshops anbieten.
Fazit: verliebt – ja. Aber nicht blind vor Liebe. Es gibt sicher noch andere Ecken mit schönen Fabrikgebäuden.
Tatsächlich ließ das nächste nicht lange auf sich warten. Die Woche endete quasi, wie sie begann, nur dieses Mal in Kreuzberg. „Gott, ich liebe Kreuzberger Hinterhöfe,“ brachte Silvia es auf den Punkt. Dieses Mal war etwas mehr Vorstellungsvermögen gefragt, da die Loft-Etagen noch nicht durch Wände unterteilt sind. Silvia als Architektin fiel das etwas leichter als mir. Ich stellte mir derweil die Frage, welche Funktion dem alten Lastenkran an der Decke zukommen könnte, den der Vermieter gern in den Räumen lassen möchte. Kind ran, dann kurz rüber in den Coworking-Bereich, Küsschen links, Küsschen rechts und zurück geht’s in den Betreuungsbereich, damit Mama in Ruhe weiterarbeiten kann? Oder ein vollautomatischer Kaffee-Butler, der unseren Coworkerinnen auf Knopfdruck frisches Koffein an den Platz bringt? Hach, die Möglichkeiten scheinen grenzenlos dieser Tage.
Wir lassen die Eindrücke erst einmal auf uns wirken, vergleichen Grundrisse, Preise und Lagen und schauen uns in dieser Woche noch einige andere Objekte an.
Uns interessiert natürlich eure Meinung: Was wäre euch wichtig, was weniger? Wie lang dürfte der Anfahrtsweg maximal sein? Was wünscht ihr euch für die Arbeits- und Betreuungsräume? Schreibt uns gern, ruft uns an oder schaut auch mal in unsere kurze Umfrage. Euer Input hilft uns, die bestmöglichen Räume fürs juggleHUB zu finden. Oder kennt ihr vielleicht ein interessantes Objekt, das ihr empfehlen könnt?
Zum Schluss noch die Erkenntnisse der Woche:
Seit 1. Mai 2014 dürfen Wohnungen nicht mehr ohne vorherige Genehmigung für gewerbliche Zwecke, zum Beispiel als Praxen oder Büros, genutzt werden. Dies besagt die „Verordnung über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum“.
Tolle Fabriklofts kosten in Lichtenberg mitunter nur ein Drittel dessen, was Kreuzberger Lofts kosten.
Berlin – du bist so wunderbar.