Ja is denn schon wieder Sonntag? Manchmal würde man das glatt vergessen, wenn da nicht die lieben – und im Moment leider arg vernachlässigten – Freundinnen wären, die abwechselnd anfragen, ob man Lust auf Käffchen, Flohmarkt oder sonstige sonntägliche Geselligkeiten hätte. Och Lust hätte ich schon…Wobei Silvia und ich vermutlich momentan nur bedingt freizeitkompatibel sind. Schon interessant, wie sich plötzlich alles vermischt und der Kopf sich permanent um das Gründen im Allgemeinen und den juggleHUB im Speziellen dreht. Letztens war ich mit einer Freundin essen beim Vietnamesen, und schon beim Betreten des Restaurants wanderten meine Augen scannermäßig durch den Raum: ok, etwa 250 Quadratmeter, abgehängte Decke, recht aufwendiges Interieur, drei Leute angestellt, aber nur zwei Tische besetzt. Rentiert sich das? Ob der Kellner nur Mindestlohn verdient? Wie hoch ist wohl ihre Liquiditätsreserve? Am liebsten hätte ich gefragt. Habe mich dann aber noch für das Reisgericht mit Erdnusssauce entschieden.
Die Woche startete und endete mit Lichtenberg. Montag ganz konkret, körperlich, räumlich, Freitag gedanklich, aber nicht weniger intensiv. Was war los?
Ja die Räume in Lichtenberg. Ihr erinnert euch? Gesehen und gedanklich schon die Wandfarbe ausgesucht. Wenn da nicht der Haken wäre. Der namens Lichtenberg, der dazu führte, dass wir die Sache dann doch abhakten. Aber irgendwie auch nicht. Die Räume blieben in unseren Köpfen. Tauchten immer wieder auf – ob bei der Entwicklung unseres Elevator Pitches, bei der Markenpositionierung oder bei der Finanzplanung. Immer wieder der Satz: „Was das angeht, wären die Räume in Lichtenberg ja perfekt.“
Zeit für eine dritte Meinung. Also baten wir unseren Coach, sich Lage und Location am Montag mal anzusehen. Ihr Eindruck bestätigte unser Nicht-loslassen-können. Und selbst das Argument mit der vermeintlich nicht so attraktiven Lage konnte sie nicht so recht nachvollziehen. Ok, Plattenbau in Sichtweite – so what? Wäre der Friedrichshainer Nordkiez eine Etage höher gelegen, wäre er auch in Sichtweite. Silvia hatte bei der Anfahrt auch gleich den Tram-Test gemacht: Fünf Minuten von der Ring- und U-Bahn. Zumutbar, oder?
Da sitzt man nichtsahnend und höchstmotiviert im Coworking Café seines Vertrauens und dann kommt da dieser Artikel um die Ecke: How To Avoid Disaster When Starting A Coworking Space. Elf Tipps von einer, die es vermasselt hat und nun andere davor bewahren möchte.
Erstmal schlucken und beim ersten Überfliegen denken: „Oh Gott, das könnte von mir sein!“ Kurz sacken lassen. Rührei bestellen. Zwei Mal. Silvia Kaffee. Ich Tee. Und dann nochmal in Ruhe lesen und feststellen: Ok, alles nicht so schlimm.
Was stand da also drin?
Wenn dir dein Coach sagt, dass du dir da ein „sehr komplexes“ Projekt ausgesucht hast – ist das dann gut oder schlecht? Ist „komplex“ das „nett“ der Coaching-Szene? Oder schlimmer noch, das „nicht machbar“? Nein, ganz so dramatisch ist es glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: unsere Beraterin – übrigens Frau, Mutter, selbstständig, ambitioniert, offen, also genau unsere Zielgruppe (abgesehen vom Alter…ihres Kindes ;)) – glaubt fest an unsere Idee.
Aber das Konzept ist eben vielschichtig und bedarf immer wieder neuer Blickwinkel, was sicher anders wäre, wenn wir einfach ein Friseurgeschäft starten würden. So ihre Worte. Stimmt. Was auf dem Kopf passiert, ist planbar. Aber was in den Köpfen unserer Zielgruppe vor sich geht, ist für uns an vielen Stellen immer noch das große Unbekannte.
Die Suche nach passenden Räumen fürs juggleHUB geht weiter. Silvia ist diese Woche Straße um Straße in Friedrichshain abgeradelt, um leerstehende Gewerberäume aufzuspüren, die nicht in den gängigen Online-Portalen zu finden sind. Ich habe mir zwei Wohnungen angesehen.
Moment, Wohnungen?
Stand im letzten Blogbeitrag nicht etwas von der Zweckentfremdungsverordnung? Ja, richtig. Aber wie so oft gibt es natürlich die eine oder andere Ausnahme von der Regel. Wenn der Vermieter nämlich eine Wohnung zur gewerblichen Nutzung anbietet, muss er im selben Umfang neuen Wohnraum schaffen. Bei der ersten Besichtigung war das auch der Fall. Anders bei der zweiten. Hier wollte uns die Maklerin erzählen, dass es ausreiche, wenn im Mietvertrag steht, dass die Räume gewerblich genutzt werden dürfen. Erlaubnis vom Bezirksamt? Davon wisse sie nichts.
Is klar.
In der vergangenen Woche war intensives Coaching angesagt. Nicht dass die Wochen davor nicht auch intensiv gewesen wären, aber dieses Mal ging es darum, zu definieren, wer wir sind, was juggleHUB ist, was juggleHUB auf keinen Fall ist und was wir an Fähigkeiten mitbringen, um das Coworking Büro mit Kinderbetreuung erfolgreich zu leiten, Seminare und Veranstaltungen auf die Beine zu stellen und ein Netzwerk aus beruflich ambitionierten Frauen zu organisieren. Spontane Reaktion unsererseits: Jaajaa, haben wir doch schon tausend Mal besprochen. Nun also nochmal für den Coach. Ok, aaalso: …
Ich wage zu behaupten, dass 95 Prozent der Leute, die in Berlin wohnen, eine Hassliebe für die Stadt empfinden. An manchen Tagen schwebt man wie auf Wolken durch die Straßen, deren Hundedreck und Endlos-Staus einem zwei Tage vorher noch die Luft zum Atmen geraubt haben.
Bei uns war die vergangene Woche definitiv eine Woche der Liebe. Einer Liebe, die im Moment vielleicht noch unerfüllt bleiben wird, aber die dennoch beflügelt.
Los ging es am Montag, als wir uns zum ersten Mal potentielle Räume fürs juggleHUB angesehen haben. In Lichtenberg. Und obwohl nur zehn Fahrradminuten vom Samariterkiez in Friedrichshain entfernt, fühlte sich die Umgebung doch sehr nach Lichtenberg an. Das lag vor allem an den vielen Hochhäusern rings um das zu besichtigende Objekt. Dieses wiederum war sehr hübsch. Ein altes Fabrikgebäude. Wir haben uns das Dachgeschoss angesehen, das sich momentan im Umbau befindet. Hohe Decken, schwere Eisentüren, noch schwerere Eisenpfeiler – nicht der schlechteste Auftakt für unsere Immobiliensuche.
Dies ist kein klassischer Mama-Blog. Wohl aber ein Blog für Mütter.
Hä?
Ok, von vorn. Es geht um juggleHUB, einen Ort, den es noch nicht gibt, aber der bald hoffentlich eine Art zweites Zuhause für viele Mütter mit dem Kopf voller Ideen (oder dem Schreibtisch voller Arbeit) sein wird. Mit juggleHUB wollen wir, Silvia und Katja, einen Ort schaffen, an dem Mütter eben nicht „nur“ Mütter sind, sondern als Frauen mit ihrem Bedürfnis nach beruflicher Selbstverwirklichung im Mittelpunkt stehen. Heißt: es wird dort weder Beikostberatung, noch Trageseminar oder Mutter-Kind-Sport geben. Stattdessen liebevolle und professionelle Kinderbetreuung nebenan, während Mama zum Beispiel an den letzten Zeilen ihres Textes feilt, der am nächsten Morgen Punkt acht Uhr beim Kunden auf dem Tisch liegen muss, und möglichst kreativ (oder „schmissig“, wie es der Marketing-Chef am Telefon formulierte) daherkommen sollte. Yay!